Dassel ist eine beschauliche Kleinstadt am Rande des Sollings. In diesem Artikel möchten wir für unsere Gäste einen Stadtrundgang zusammenstelllen, der zum Einen die historisch interessanten Punkte der Altstadt anläuft, zum Anderen aber auch die Bereiche einschließt, die touristisch von Bedeutung sind. Wir folgen dabei dem von der Stadt Dassel eingerichteten historischen Rundgang, für den auch ein Flyer herausgegeben worden ist, der hier auch heruntergeladen werden kann.
Wir starten auf dem Parkplatz „An der Kirche“. Hier steht die Karte, die den gesamten historischen Rundweg beschreibt und auf der wir uns erstmal orientieren können. Die Nummerierung in der Beschreibung entspricht den Zahlen auf der Karte.
1. Das Gelände des Parkplatzes war früher der Ritterhof der Herren von Rauschenplat. Das große Fachwerkgebäudewar ließen sie 1732 neu errichten. An das Grundstück grenzte zur Neuen Straße hin das 1665 erbaute Diakonatshaus und die steinerne „Sieburgsche“ Scheune. Der gotischer Torbogen der Scheune sowie einer die beiden steinernen Torpfosten des Burgmannshofes wurden 1972 beim Abriss von Scheune und Schulhaus, das ebenfalls seit 1860 auf dem Gelände stand, in die Stadtmauer integriert. Alles fiel in den 70er Jahren der Abrissbirne zum Opfer, weil moderne Gebäude wie das Rathaus hinter der Stadtmauer zeitgemäßer waren. Auf Grund von Baumängeln wird das Rathaus nach 40 Jahren wieder aufgegeben, und wieder musste eine historische Reihe diesmal am Kirchplatz für ein neues Rathaus weichen….
Verlassen Sie den Parkplatz rechts neben dem Herrenhaus in Richtung auf die Stadtmauer, so erblicken Sie rechts einbiegend den Torbogen der „Sieburgschen“ Scheune und den Torpfosten. Wenn Sie den Torbogen durchschritten haben, gelangen Sie in den Stadtpark. Der Stadtpark gehörte um 1820 dem Bürgermeister. Da er hier ein Badehaus hatte und von der Stadt ungesehen bleiben wollte, blieb die Stadtmauer bis zu unserem Ferienhaus erhalten.
2. Etwa 20 m links steht vor der Mauer der „Irmingardstein“, ein bedeutendes Zeugnis aus jener Zeit, als Dassel an der Wende vom Sitz der Grafen von Dassel hin zur Gründung der Stadt (1315) im Bistum Hildesheim stand. Der Kreuzstein stand ursprüunglich in der Feldmark Richtung Hilwartshausen und erinnert an einen Unfall, bei dem 1325 Irmingard, die Gattin Ludolfs, des Vorletzten Grafen von Dassel, „von einem Baum fiel“.
3. Sie gehen zurück durch den Torbogen entlang der alten Stadtmauer und erreichen nach 50 Metern unser Ferienhaus sowie ein weiteres langestrecktes Fachwerkhaus in der Mauer. Unser Haus Nr. 4 steht auf den Fundamenten des alten Balderturms, nach dem die nach links abzweigende „Ballerstraße“ benannt. Mit Ballern wie auf dem Straßenschild beschrieben hatte es nichts zu tun, nach der Stadtchronik von Mirus wurde der Turm nach einem Turmwächter benannt. Rechts die Ballerstraße hoch sehen Sie eine alte Kegelbahn (vorher Seilerbahn).
Weiter geht es entlang der Stadtmauer.
4. Zu sehen sind Turmreste (eine Tafel informiert Sie über die im 14. Jh. entstandenen Befestigungsanlagen) und aus der Mauer ragen noch einige Steine des in den 60er Jahren abgerissenen alten zweiten Turms auf der Südseite der Stadt, weiter das frisch restaurierte Hettlingsche Haus aus dem beginnenden 19.Jahrhundert.
Folgt man der Straße „An der Stadtmauer“ weiter bis zur Bahnhofsstraße erreicht man den „Teichplatz“ mit unseren beiden Museen „Blankschmiede“ und Museum „Grafschaft Dassel“. Die Museen befinden sich quasi auf einer Halbinsel, wo der aus der Stadt kommende Mühlengraben in den Spüligbach mündet und ein Mühlteich angelegt ist. Wir empfehlen den Besuch beider Museen wobei die Blankschmiede besonders interessant ist.
5. Das um 1735 errichtete Gebäude der „Blankschmiede“ beherbergt heute ein sehenswertes Technikmuseum, das den Besucher in die Zeit um 1900 versetzt. Es zeigt die Mühlenräder, die zum Antrieb eines Schwanzhammers und von Schleifsteinen genutzt werden. Öffnungszeiten April – Oktober, jeden ersten Sonntag im Monat von 15.00-18.00 Uhr. Außerdem Führungen jederzeit nach telef. Anmeldung (Tel. 05564/2721).
6. Im frisch sanierten Fachwerkgebäude am Ende des Platzes befindet sich das Museum „Grafschaft Dassel“. Es führt die Besucher in die Geschichte der Stadt Dassel ein, es dokumentiert die mittelalterliche Grafschaft Dassel mit den Grafen von Dassel, deren berühmtester Vertreter Rainald von Dassel war. Öffnungszeiten März – Dezember, jeden Sonntag von 15.00-18.00 Uhr. Außerdem Führungen jederzeit nach telef. Vereinbarung (Tel. 05564-456 u. 200264).
Sehr idyllisch ist es entgegen dem Weg der Karte vom Teichplatz am Wasser entlang bis zur Wilhelmsstraße zu gehen.
7. Auf der linken Seite wurde die dichte Bebauung bei der letzten Stadtsanierung geöffnet, so dass die Rückseiten der Grundstücke an der nächsten Parallelstraße sichtbar werden. Die Straße wurde früher Karo As genannt und hatte einen zweifelhaften Ruf. Auf einem dieser Grundstücke befand sich im 19.Jh. auch ein Bethaus der Juden befunden, weshalb die Parallelstraße (Burgstraße) früher Judenstraße hieß. Am Ende der Wilhelmstraße begleiten Sie den unterirdischen Lauf des verrohrten Mühlengrabens. Sein Rauschen hört man durch die Gullyverschlüsse.
Nach Überquerung der Mühlenstraße mit ihrem unterirdischen Wasserlauf stoßen Sie auf die Gärtchen der Häuser am Lilienplan.
8. Der dreieckige Platz entstand nach Abriss der Bebauung in den 1970er Jahren. Er setzt sich nach Westen in einen verengten Straßenzug fort. Danach öffnet sich das Gelände mit Baumbepflanzung (Einebnung von Wall und Graben), das links von einem Rest der Stadtmauer begrenzt ist. Geht man vom Lilienplan einige Meter in die Burgstraße findet sich die Bäckerei Taubenauer, einer der letzten Bäcker im Landkreis, die noch mit selbst zubereitetem Teig backen.
9. Rechts, jenseits der Umgehungsstraße, erstrecken sich die Werksanlagen der Eisengießerei Gattermann. Eisenguss wurde in Dassel schon seit 1690 betrieben. Die alte Eisenhütte befand sich südöstlich von Dassel am Burgberg und wurde später ein Automobil Zulieferer Betrieb. Vor wenigen Jahren wurde die Produktion nach Tschechien verlagert und das Werk geschlossen. Bei alten Dasselaner hieß der Betrieb trotz mehrfachem Namenswechsel immer noch „die Hütte“.
Der Mauer auf der linken Seite folgend biegen Sie nach links in die Ritterstraße ein.
10. Eine Besonderheit stellt das Haus Ritterstraße 3 dar. Es ist das schmalste Haus im Landkreis. Das Haus ist nur ca. 3,50 m breit, das Grundstück aber über 30 Meter tief. Im hinteren Bereich befand sich eine Scheune mit einem Balken mit dem Baujahr des Hauses 1791. Im Augenblick wird das Haus saniert.
Der Straßenname weist auf die ehemaligen Anwesen der Herren von Garmissen (Ritterhof) und der Herren von Hake hin. An den Grundstücken befinden sich Erläuterungstafeln. Beide Rittergeschlechter waren im Mittelalter Vasallen der Grafen von Dassel. Schaut man am Ende der Ritterstraße Richtung Mackensen, kann man zumindest im Winter die Reste der Grafenburg Hunnesrück der Grafen von Dassel sehen. Eine lohnenswerte Wanderung zur Burgruine beschreiben wir in einem anderen Beitrag.
Von der „Ritterstraße“ biegen Sie nach links in die „Poststraße“ ein. Sie folgen zugleich wieder dem unterirdischen Verlauf des Mühlengrabens.
11. Zur Rechten ragen die hohen Bauten am Kirchplatz auf. Das Haus mit der Krangaube war ein Handelshaus. Dann folgen das ehemalige Badehaus und das einstige Brauhaus. Nach rechts einbiegend stoßen Sie auf die erweiterte Straße, „Marktplatz“ genannt. Gegenüber dem ehemaligen Brauhaus blicken Sie wieder in die Mühlenstraße und an deren Ecke auf das älteste noch erhaltene Steinhaus der Stadt, die Stadtmühle. Sie wurde bereits 1588 in Betrieb genommen. Auf Grund zahlreicher Stadtbrände haben sich nur die Stadtmühle und die Laurentiuskirche so lange erhalten. Unser Wohnzimmer mit der alten Wand des Balderturms von 1350 hat natürlich auch auf eine lange Geschichte zurückzublicken.
12. Auf der rechten Seite des Marktplatzes beherrscht das Gebäude des so genannten Ratskellers mit seinen Freitreppen das Straßenbild. Er wurde 1817 nach Abriss des alten Rathauses von 1674 hier erbaut. Sehr bekannt ist eine alte Postkarte, die einen Tanzbären vor dem Ratskeller zeigt.
13. Im Ratskeller ist Wilhelm Busch gern eingekehrt, als er im Jahr 1858 bei seinem Onkel in Lüthorst wohnte und mehrfach zu Theatervorstellungen im Saal des ersten Stocks der heutigen Sollingapotheke nach Dassel kam.
Wenn Sie Ihren Weg rechts um den Kirchhügel fortsetzen, kommen Sie zur Laurentiuskirche.
14. Der dreischiffige gotische Hallenbau von 1447 lehnt sich an einen offensichtlich älteren, festungsartigen Turm mit dicken Mauern. Ähnlich wie bei anderen Kirchen in Südniedersachsen und in Ostwestfalen bildete er im Mittelalter eine sichere Zuflucht für die Bürger. Noch bis 1966 gehörte er der Stadt Dassel. Näheres und auch der Hinweis auf die einzigartige Bemalung im Kirchenraum finden sich auf einer Tafel rechts neben dem Südportal. Der Schlüssel zur Kirchenbesichtigung ist im gegenüber liegenden evangelischen Pfarramt im Gebäude Nr. 16 erhältlich (Öffnungszeiten siehe Info-Kasten an der Kirche).
Gegenüber der Kirche befindet sich die Buchhandlung Sprink. Der Buchhändler verfügt über ein breites Wissen und hat die meisten Bücher in seinem Laden selbst gelesen. Leseratten sollten auf jeden Fall hinein schauen.
Am offenen Ende des Kirchplatzes wird zur Zeit das neue Rathaus errichtet. Hier stand eine stattliches Fachwerkesemble, das durch falsche Sanierung und fehlenden Wetterschutz schwer in Mitleidenschaft gezogen war. Wir werden sehen, wie sich das neue Rathaus in den historischen Kirchplatz integriert. Von hier aus sollten man noch einen Blick in die Neue Straße werfen. Hier befinden sich einige schön sanierte Fachwerkhäuser.
Wir haben mit dem Parkplatz wieder den Ausgangspunkt des Rundgangs erreicht. Von hier aus empfehlen wir im Sommer einen Gang zum Eiskaffee am Ende der Oberen Straße (im Winter auch Pizzeria) oder das griechische Restaurant Meteora in der Bahnhofsstraße. Für Sportliche bietet Dassel ein Freibad mit 50 m Bahn Richtung Mackensen und einen Minigolf Platz an der Rainald von Dassel Schule.