Der Ursprung unseres Hauses geht auf den Bau der Stadtmauer zwischen 1350 und 1400 zurück. Alte Darstellungen des Turmes und des späteren Hauses gibt es leider nur wenige. Einige davon möchten wir in diesem Beitrag vorstellen. Natürlich freuen wir uns auf über jede andere Aufnahme, die vielleicht noch in Dassel vorhanden ist.
Die älteste Darstellung der Stadt Dassel stammt aus der Chronik von Johannes Letzner: Dasselische und Einbeckische Chronica aus dem Jahr 1596.
Letzner gibt an, dass die Stadtmauer 2 Tore und 9 Türme hat und führt an, dass der Balderturm unbedacht sei. Auf der Ansicht ist er mit dem Buchstaben C gekennzeichnet. Der rechteckige Grundriss, den unser heutiges Wohnzimmer hat, ist schon eindeutig erkennbar. Es existiert eine zweite Darstellung von Dassel, die die Stadt im Jahr 1550 darstellen soll. Sie basiert auf der Darstellung von Letzner und ist deutlich später erstellt worden. Auf beiden Darstellungen scheint der Balderturm etwas nach Westen verschoben zu sein. In der Stadtmauer gibt es jedoch keine Anzeichen, dass der Turm früher um einige Meter versetzt war.
Aus dem Zeitraum von 1596 bis zum Beginn des 20ten Jahrhundert sind uns keine weiteren Bilder unseres Hauses bekannt.
1940 wird von unserem Haus eine Postkarte für die Stadt Dassel erstellt. Sie zeigt die Straßenansicht unseres Hauses mit Brennholz vor der Tür und einem alten Leiterwagen im Hintergrund. Die Linde ist noch relativ klein. Auffällig ist die Reihe Sandsteinplatten vor dem Haus, die wir ebenfalls im Esszimmer unter dem Boden vor der ehemaligen Stadtmauer gefunden haben (siehe Artikel im Blog über den Sandstein Fussboden im Esszimmer). Die Sanierung der Nordseite unseres Hauses haben wir auf Basis dieser Postkarte ausgeführt. In einem Vergleich von historischen Aufnahmen zum heutigen Zustand in der Einbecker Morgenpost wurde bei der Postkarte darauf hingewiesen, dass es quasi keine Änderungen gegeben hat; ein schönes Lob, wenn auch unbeabsichtigt.
In den 20er Jahren übernimmt der Großvater der Hausbesitzerin das Grundstück im Süden des Ferienhauses (durch Tausch mit einem Grundstück am Gradanger). Einige Jahre später wird das nächste Bild aufgenommen, der Garten ist angelegt und die Bäume bereits eingewachsen.
Das Bild muß um 1950 aufgenommen sein, da zu diesem Zeitpunkt das Nachbarhaus verkleidet worden ist. Auf dem Bild ist der Schornstein relativ neu. Auf einem anderen Bild ist unser Haus zwar nicht sichtbar, das Nachbarhaus hat jedoch noch den alten Schornstein. Besonders auffallend ist der schlechte Zustand der Straße. An der Größe der Linde vor unserem Haus kann man schließen, dass es etwas vor 1940 aufgenommen wurde. Beide Häuser gehörten einfachen Leuten und es handelte sich nicht gerade eine bevorzugte Wohngegend in Dassel. Gemäß einer Erzählung über alte Häuser in Dassel wurde im Nachbarhaus einem eher zweifelhaften Gewerbe nachgegangen.
Aus gleicher Zeit stammt ein Bild von Süden. Die Südstraße ist noch ein Schotterweg, der Garten ist mit einem Holzzaun mit Sandsteinpfosten abgetrennt. Der Stadtpart ist ebenfalls noch Garten. Das Nachbarhaus ist nicht erkennbar, daher ist eine genaue Zeitbestimmung nicht möglich, die Linde ist jedoch etwas kleiner, wodurch wir auf 1945 schließen.
Aus dem Jahr 1954 stammt eine Luftaufnahme der Altstadt von Dassel. Unser Haus steht am Rand mit Blick auf die Gärten über dem alten Stadtgraben. Die ersten Häuser sind in der Südstraße entstanden. Auf dem Bild sind noch einige Gebäude vorhanden, die durch den Modernisierungswahn der nächsten 10 Jahre weichen mussten. Ganz rechts in der Mauer ist noch ein Haus erkennbar, das den zweiten Turm der Stadtmauer auf der Südseite der Stadt einschließt. Er wurde Anfang der 60ger Jahre abgerissen und ist heute nur noch als farbliche Markierung auf der Straße an der Stadtmauer erkennbar. Die alte Dasseler Schule auf dem Ritterhof derer von Garmissen steht noch, die alte Kappelei am Rande des Ritterhofs ebenso. Heute ist hier der Parkplatz mit nur wenig Charme. Natürlich stehen auch noch die Häuser am Kirchplatz, die erst 2016 abgerissen wurden. Gegenüber unserem Haus befindet sich noch das alte Gemeindehaus mit der Veranda im ersten Stock. Heute befindet sich hier die Physiotherapie Praxis, nur die alte Linde hat den Abriss überdauert.
In der Chronik von Plümer aus dem Jahr 1965 findet sich diese Aufnahme unseres Hauses. Zu diesem Zeitpunkt hat die heutige Küche ihr erstes Fenster erhalten und wird als Badezimmer genutzt. Vorher war es noch Viehstahl ohne Durchgang zum heutigen Esszimmer. Das Fenster im Durchgang zum Dachboden (damals Schlafzimmer) ist nun einflügelig. Ansonsten hat es nur wenig Änderungen am Haus gegeben. Der Zustand ist allerdings schon deutlich schlechter, die Sandsteinplatten auf dem Dach sind teilweise durch Eternitplatten ersetzt oder mit Mörtel ausgebessert. Ende der 60er Jahre erhielt das Haus ein Betondach mit Frankfurter Platten und das auch Fenster des Schlafzimmers wurde durch ein einflügeliges „modernes“ Fenster ersetzt.
Aus der gleichen Zeit wie das obige stammt eine Postkarte, die das Gemeindehaus in der Ballerstraße kurz vor dem Abriss zeigt, im Hintergrund unser Haus bereits mit der neuen Eingangstür im Stil der 60er Jahre. Das Haus macht auch auf der Straßenseite einen etwas herunter gekommen Eindruck. Zu diesem Zeitpunkt wohnt der Maurer im Haus, der eine besondere Vorliebe zu Beton hatte und viele Holzteile unter Estrich gelegt hat.
In den letzten Jahren vor dem Kauf des Hauses wohnte ein Sohn der Familie Tute im Haus. Auf Grund der geringen finanziellen Mitte wurde nur das Nötigste gemacht. Wesentliche Änderungen wurden daher bis 1993 nicht durgeführt. Da das Haus nicht auf modern getrimmt worden, war eine Sanierung relativ einfach durchzuführen. Einzig die Balkenköpfe auf der Straßenseite waren mit dampfdichter Farbe überstrichen. Dies hat aber keine Schäden am Fachwerk hervorgerufen. Dadurch konnten wir die Sanierung ohne Arbeiten am Fachwerkgerüst durchführen.
Im Laufe der Zeit ist das Haus auch mehrfach gemalt worden. Hier vier Beispiele:
Das älteste uns bekannte Bild stammt von Künstler Liebig aus Dassel, der als Lehrer an der Paul Gerhardt Schule arbeitete. Er hat auch die Zirkusbilder auf der Mauer des alten Kindergarten sowie den Wanderer an der Bushaltestelle an der Algier (beim Luisenpark) gestaltet. Die Mauer wurde leider abgerissen und die gebrannten Kacheln mit den Zirkustieren entsorgt.
Das Bild wurde ca. 1965 gemalt. Als Besonderheit zeigt das Bild einen Holzschuppen für Brennholz direkt hinter dem Außenklo. Er wird nicht lange gestanden haben, in den 70ger Jahren wurde er wieder abgerissen.
Ein schönes Bild stammt Jürgen Wenzel aus Einbeck, einem lokal bekannten Maler dessen Bilder auch im Museum Grafschaft Dassel hängen. Das Bild von unserem Haus stammt aus dem Jahr 1968 und wurde von Süden gemalt, als das Grundstück noch ein reines Gartengrundstück war. Es wurde uns angeboten und hängt nun bei uns zuhause in unserer Bibliothek.
Das dritte Bild ist ein Druck von Herrn Timmermann aus dem Jahr 1984, von dem in Dassel einige Exemplare erhalten sind. Er hat die beiden Häuser allerdings etwas verändert, um sie idyllischer darzustellen.
Das Dritte stammt aus dem Nachlass von Irmchen Tute, der einzigen Tochter der Familie Tute, die in den 20er Jahren einzog. Es wurde von Herrn Spann irgendwann zwischen 2000 und 2009 gezeichnet, da wir das Haus bereits saniert hatten, die Stadtmauer jedoch noch in der alten idyllischen Weise stand.